Ein weiteres Semester ist vorbei, für einige das Erste an der Uni Mannheim, für einige nicht – und für uns war es vor allem ein sehr besonderes Semester: Als Amnesty Hochschulgruppe Mannheim haben wir im HWS Jugend@Amnesty ausgerichtet, das ist die Jugendkonferenz der Deutschen Sektion von Amnesty International. Das hieß in unserem Fall: Knapp 200 Aktivist_innen kamen am letzten Novemberwochenende nach Mannheim, um bei uns unter dem Motto „In Gesellschaft und Atmosphäre: Das Klima wandelt sich“ über unsere Sicht auf die Welt und unsere Stellung im Verein zu diskutieren, viele interessante Workshops zu besuchen und darüber hinaus eine neue Jugendvertretung zu wählen.
Das war ein großer organisatorischer Aufwand, der dazu führte, dass wir das Semester über nicht ganz so aktiv waren. Dafür freuen wir uns umso mehr, nächstes Semester wieder voller Elan durchzustarten!
Aber der Reihe nach:
Am 20.9. haben wir uns an der großen Fridays for Future Demo beteiligt, denn wie war das so schön: „There are no human rights on a dead planet“. Dieser Ausspruch, der die Situation ziemlich treffend beschreibt, stammt von Kumi Naidoo, dem seit einigen Monaten ehemaligem Vorsitzender von Amnesty International (allerdings als ehemaligen Executive Director von Greenpeace formuliert). Wenn man sich das vor Augen hält, hat sämtlicher Kampf um die Menschenrechte langfristig keinen Sinn, wenn wir den Klimawandel nicht halbwegs unter Kontrolle bekommen. Darüber hinaus hat der Klimawandel ganz konkrete Folgen, die viele Menschen jetzt schon in ihren Rechten und Lebensgrundlagen einschränken – wie dem Recht auf Gesundheit, dem Recht auf Leben (!) und noch einigen mehr. Mehr dazu gibt es in diesem ziemlich interessanten Artikel.
Im Oktober waren wir etwas aktiver. Zum einen waren wir mit der Stadtgruppe Mannheim zusammen wie eigentlich fast jedes Jahr auf dem Nachtwandel Unterschriften sammeln – und es war wir jedes Jahr ziemlich cool und erfolgreich. Dieses Mal ging es unter anderem um den Fall der Marielle Franco, einer Politikerin aus Brasilien, die sich für die Rechte von People of Colour und LGBTQ engagiert hat und leider unter sehr dubiosen Umständen ums Leben gekommen ist. Nähere Infos finden sich hier.
Darüber hinaus haben wir selbst mit einem Petitionsstand in der Uni auf die Thematik zu intergeschlechtlichen Kindern aufmerksam gemacht. Als intergeschlechtlich werden eigentlich Menschen beschrieben, die sich nicht binär einem Geschlecht zuordnen lassen – in Deutschland wird das bei der Geburt aber oft ziemlich einfach gelöst: Kind hat einen Penis? Junge. Hat keinen Penis? Mädchen. Und das betrifft mehr Menschen, als man denkt und ist vielleicht nicht unbedingt ein sinnvoller Ansatz.
Außerdem haben wir mit dem AStA zusammen eine Kleidertauschparty organisiert, auf der man alte Klamotten, die man selbst nicht mehr anziehen möchte, mitbringen konnte und sich neue Sachen einfach mitnehmen konnte. Das ist nicht nur bedeutend besser für das Klima und die Ressourcen, als Neue Sachen anzuziehen, gerade im Zusammenhang mit dem Film The True Cost war uns dieses Thema weiterhin ein großes Anliegen, zu dem wir auch praktisch etwas tun wollten.
Anschließend haben wir den Film „Das Mädchen Hirut“ gezeigt. Die Handlung des Films grob zusammengefasst: In der Nähe von Addis Abeba wird die 14-jährige Hirut Assefa auf dem Heimweg von mehreren Männern entführt und vergewaltigt. Ein Entführer will das Mädchen heiraten. Hirut gelingt die Flucht, und sie erschießt ihren Peiniger in Notwehr. Sie wird des Mordes angeklagt, und ihr droht die Todesstrafe. Die Anwältin Meaza Ashenafi, die Frauen und Kindern in Not kostenlosen Rechtsbeistand leistet, übernimmt den Fall und kämpft dabei nicht nur um Hiruts Leben, sondern auch gegen veraltete Traditionen und Unterdrückung.https://intranet.amnesty.de/index.php?eID=tx_securedownloads&u=71145&g=1&t=1580235734&hash=fd3c8fa6690557bd2d14ebab7fe4f4fb1012d71f&file=fileadmin/_processed_/a/6/csm_PSO490324.jPg_ad1357a6bf.jpg&p=1056026
Anschließend haben wir uns mit dem wohl größten Thema des letzten Jahres beschäftigt: Jugend@Amnesty 2019 in Mannheim. Es war eine erstaunlich große Aufgabe, so kurz vor den Klausuren einen so großen Kongress auf die Beine zu stellen. Aber es gab viele interessante Gespräche und Diskussionen im Plenum und daneben, überaus interessanten neuen Input zu vielen Themen, vor allem aber nicht nur zu unserem Kernthema „In Gesellschaft und Atmosphäre: Das Klima wandelt sich“. Dabei haben wir uns sowohl intensiv mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf die Menschenrechte auseinandergesetzt (inklusive einer größere Abordnung von uns bei der Fridays for Future Demo) als auch sehr viel und intensiv über das Thema Rassismus und Sexismus debattiert, da auch wir als Verein und wir als Jugend leider nicht komplett außerhalb der gesellschaftlichen Probleme stehen. Über der Arbeit und den Diskussionen im Plenum ist aber die soziale Komponente bei weitem nicht zu kurz gekommen, sei es bei einem Barabend in der Jugendherberge, in der die Teilnehmer_innen untergebracht waren, oder auf bei der sensationellen Abschlussparty in der kurzbar. Für einen genaueren Bericht zum Thema müssen wir allerdings auf die Teilnehmer_innen zurückgreifen, wir haben uns als lokale Gruppe vor Ort eher mit Fragen beschäftigt wie – wo gibt es was zu essen, wo ist eigentlich das EW (wenn man vor SN steht), wieso ist der Kaffee schon wieder leer und vergleichbaren essentiellen Dingen, wenn so eine Konferenz rund laufen soll. Das war nicht minder interessant und spannend, aber zumindest ich persönlich freue mich darauf, das nächstes Jahr nicht mehr machen zu müssen und als Teilnehmer auf dem Kongress zu sein.
Und damit freuen wir uns auf ein neues Semester mit hoffentlich neuen thematischen Schwerpunkten, generell mehr Themenarbeit, und einem neuen Versuch demokratischerer Selbstverwaltung. Deswegen ist das Kick-Off dieses Mal auch erst in der zweiten Uniwoche am 18.2. Genauere Infos folgen in Kürze hier auf der Webseite, auf Facebook und auf Instagram.